Brazelton, Jan Piet de Man oder Sünderhauf-Kravets und die Reform vom Marco Buschmann (FDP, Bundesminister der Justiz)
Von Reformen und Prämissen
Was Annahmen und die Wissenschaft hinsichtlich Betreuungsumfang und deren Betreuungsmodalitäten bieten
Es ist weitergehend unklar, wie ein Standard einer Betreuungsregelung für Kinder und deren Eltern, die sich in Trennung oder Scheidung befinden, normativ auszusehen habe.
Zum einen bleibt es deswegen unklar, weil die Regierung die Eltern-Autonomie, welche in den beiden Artikeln (3 II und 6 II) des Grundgesetzes verankert ist, in ihren Betrachtungen und Entscheidungen zu berücksichtigen habe. Des Weiteren stellt es eine Herausforderung dar, eine normative Entscheidung zu treffen, da die spezifischen Erfordernisse und Besonderheiten des Einzelfalls im Fokus der richterlichen Entscheidungen stehen.
In der Diskussion stehen daher immer wieder die verschiedenen Betreuungsmodelle die an den Individualitäten des Kindes geknüpft sind.
Der Familienpsychologe und anerkannte Familienmediator Jan Piet H. de Man hat sich mit der Frage auseinandergesetzt, wie die Aufenthaltsregelung am besten für das Kind zu gestalten ist. Dabei hat er das kindliche Zeitempfinden berücksichtigt und klare Richtlinien in einer Tabelle zusammengefasst¹²³. Diese Tabelle enthält Empfehlungen für die Umgangshäufigkeit und -dauer abhängig vom Alter des Kindes:
- 0 bis 6 Monate: 3 Mal pro Woche, jedes Mal 3 Stunden mit dem Vater
- 6 Monate bis 1 Jahr: 3 Mal pro Woche, jedes Mal 4 Stunden mit dem Vater + 1 Nacht
- 1 bis 3 Jahre: 3 Mal pro Woche, aber 24 Stunden am Wochenende mit dem Vater, jedes Mal 5 Stunden mit dem Vater (z.B. 1/1/1/1/1/1/1)
- 3 Jahre: Nicht mehr als 3 Tage getrennt von einem Elternteil (z.B. 2/2/3)
- 4 Jahre: Nicht mehr als 4 Tage getrennt von einem Elternteil (z.B. 2/2/3)
- 5 und 6 Jahre: Nicht mehr als 5 Tage getrennt von einem Elternteil (z.B. 5/5/2/2, Freitag-Montag)
- 7 Jahre: Nicht mehr als 6 Tage getrennt von einem Elternteil (z.B. 5/5/2/2)
- 8 und 9 Jahre: Nicht mehr als 7 Tage getrennt von einem Elternteil, 10 Tage in den Ferien (z.B. 7/7)
- 10 bis 13 Jahre: Nicht mehr als 7 Tage getrennt von einem Elternteil, 2 Wochen in den Ferien (z.B. 7/7)
- 14 Jahre und älter: Nicht mehr als 14 Tage getrennt von einem Elternteil, wenn die/der Jugendliche es wünscht (z.B. 14/14)
Diese Empfehlungen basieren auf wissenschaftlichen Untersuchungen und betonen die Bedeutung einer alternierenden Obhut, um den Kontaktverlust zwischen Kind und Elternteil zu minimieren und dem Kindeswohl gerecht zu werden¹². Es zeigt sich, dass insbesondere Jungen mehr Zeit mit dem Vater verbringen möchten, entgegen der derzeitigen Tradition. Die Berücksichtigung des kindlichen Zeitempfindens ist dabei ein wesentlicher Aspekt für eine gelungene Aufenthaltsregelung.
Quelle: Abruf am: 24.5.2024
(1) Kindliches Zeitempfinden - vafk-koeln.de. https://vafk-koeln.de/kinder/kindliches-zeitempfinden.html.
(2) Das Kind im Mittelpunkt - Wechselmodell. http://www.wechselmodell.ch/kind-im-mittelpunkt.php.
(3) Kindliches Zeitempfinden - wie empfindet ein Kind die Zeit. https://www.kisos.ch/kindliches-zeitempfinden.php.
(4) undefined. http://www.coloradodivorcemediation.com/family/Child-Custody-Parenting-Plans-.
Das kindliche Zeitempfinden
Ist ein wichtiger Aspekt bei der Gestaltung von Aufenthaltsregelungen für Kinder.
Neben den bereits erwähnten Empfehlungen können folgende Faktoren berücksichtigt werden:
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Routinen und Vorhersehbarkeit: Kinder fühlen sich sicherer, wenn sie wissen, was auf sie zukommt. Daher ist es hilfreich, regelmäßige Routinen zu etablieren. Dies kann beispielsweise feste Tage und Uhrzeiten für den Kontakt mit dem anderen Elternteil umfassen.
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Kommunikation: Offene Kommunikation mit dem Kind ist entscheidend. Eltern sollten mit ihren Kindern über die Aufenthaltsregelung sprechen, ihre Bedürfnisse und Wünsche verstehen und gegebenenfalls Anpassungen vornehmen.
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Flexibilität: Manchmal kann es notwendig sein, von den festgelegten Regeln abzuweichen. Wenn das Kind beispielsweise einen besonderen Anlass hat oder sich unwohl fühlt, sollte darauf Rücksicht genommen werden.
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Kindesalter und Entwicklung: Das kindliche Zeitempfinden ändert sich mit dem Alter. Jüngere Kinder benötigen möglicherweise kürzere, aber häufigere Kontakte, während ältere Kinder längere Zeiträume mit einem Elternteil verbringen können.
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Individuelle Unterschiede: Jedes Kind ist einzigartig. Einige Kinder sind extrovertiert und genießen soziale Interaktionen, während andere introvertiert sind und mehr Zeit für sich allein benötigen. Eltern sollten die Persönlichkeit ihres Kindes berücksichtigen.
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Qualität über Quantität: Es ist nicht nur wichtig, wie viel Zeit das Kind mit jedem Elternteil verbringt, sondern auch, wie diese Zeit genutzt wird. Qualitätszeit, in der sich das Kind geliebt und unterstützt fühlt, ist entscheidend.
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Kontinuität: Wenn möglich, sollte die Aufenthaltsregelung stabil sein, um Kontinuität im Leben des Kindes zu gewährleisten. Häufige Änderungen können für Kinder stressig sein.
Letztendlich ist es wichtig, die individuellen Bedürfnisse und das Wohl des Kindes im Auge zu behalten und die Aufenthaltsregelung entsprechend anzupassen. Eine enge Zusammenarbeit zwischen den Eltern und die Berücksichtigung des kindlichen Zeitempfindens tragen dazu bei, dass das Kind eine positive Beziehung zu beiden Elternteilen aufbauen kann.
Der Brazelton-Kalender
Benannt nach dem Kinderarzt Dr. T. Berry Brazelton, ist ein Konzept, das die Entwicklung des kindlichen Zeitempfindens darstellt. Es teilt die Entwicklung des Kindes in verschiedene Phasen auf, basierend auf dem Alter des Kindes. Jede Phase markiert Meilensteine und Verhaltensweisen, die typisch für das jeweilige Alter sind. Es ist wichtig zu beachten, dass dieses Konzept einige Kritik aufgrund der Vereinfachung und Verallgemeinerung der kindlichen Entwicklung erhalten hat. Es kann den Eltern jedoch eine grobe Vorstellung darüber geben, was sie in verschiedenen Entwicklungsstadien ihres Kindes erwarten können.