elternbleiben.nrw – Die 5-Maxime

Leitlinien der Ombudschaft Aachen
von Ingo Schniertshauer founder und Social Entrepreneur von elternbleiben.nrw

Zusammenfassung

Die Arbeit mit Kindern und deren Eltern, die in Trennung oder Scheidung leben, erfordert eine Haltung, die von Offenheit, Neugierde und Entdeckertum geprägt ist. Denn “Ziele sind wie Lokomotiven, die lauter Lösungen hinter sich her ziehen” (frei nach Steve de Shazer). Eine ressourcenorientierte, lösungs- und situationsorientiertes Arbeiten sind in der Pädagogik bestens bekannt und haben sich in vielerlei Hinsicht etabliert. Die Berufspraxis ombudschaftliche Rechtskanzlei und Beratungsstelle elternbleiben.nrw (ngo+nro) ist sich seiner Verantwortung in der Arbeit als Beratungs- und Schlichtungsstelle sehr bewusst. Der Hermeneutische Ansatz daher ebenfalls in der Arbeit bei Trennung und Scheidung für mich relevant.

Eine Ombudsperson kann und muss fachlich, nicht weisungsgebunden arbeiten. Dies erfordert ein hohes Maß an Integrität, Verantwortungsbewusstsein, Authentizität, “Neuer Autorität” sowie der Beachtung und Kenntnis der 4K des 21. Jahrhunderts.  

Im folgenden Papier stellen wir daher die fünf Maximen oder Leitlinien vor, die auf diesen pädagogischen Ansätzen und Modellen basieren. Jede Person, die sich an uns wendet, wird mit diesen Leitlinien konfrontiert und es wird in der Zusammenarbeit erwartet, dass diese Leitlinien und Maximen Beachtung erhalten. 

 

Als Beratungsdienstleister und Gründer der Berufspraxis ombudschaftliche Rechtskanzlei und Beratungsstelle elternbleiben.nrw (nro+ngo), welche als Nicht-Regierungsorganisation (eng. ngo/dt. nro) und als Non-Profit-Organisation (eng. npo/dt. ngo) tätig wird, habe ich erkennen können, dass die fünf Maximen/Leitlinien eine wesentliche Veränderung, neben der strikten Benennung und Verweisung auf die rechtlichen Hintergründe und bestehenden Möglichkeiten zu deren Anwendung von zukunftsweisender Bedeutung für die Kinder und Jugendliche und deren Eltern darstellen.  

Anlass

Veränderte Bedingungen und verfügbare Rahmen

“Vom Bekannten, zum Unbekannten”: Im 21. Jahrhundert, der heutigen Moderne, in einer Zeit wo KI und ChatGPT’s Antworten auf gesellschaftliche und juristische Fragen geben, sind die sogenannten sozialen Kernkompetenzen  (s.g. softskills) essenziell geworden. Von besonderer Bedeutung  ist die Be-/Wertung von Inhalten, welche von der KI geäußert wurden. Sei es eine Einordnung und Prüfung hinsichtlich Schlüssigkeit oder Relevanz für den vorliegenden Einzelfall. Eine Beschreibung des Kontexts für eine KI meist nicht erforderlich. Im realen Leben, der zwischenmenschlichen Interaktion, trägt der Kontext, in der eine Äußerung getätigt wird, eine wesentliche Rolle. 

Hintergrund zur Erstellung der eigenen Leitlinien/Maxime für die Arbeit von elternbleiben.nrw ist, die Notwendigkeit zum wertschätzenden Umgang miteinander dar. Mit Hilfe und beständigem Verweis auf einen allgemein gültigen Verhaltenskodex, werden notwendige Veränderungen ersichtlich und die Akzeptanz zur Anpassung (ggf. lediglich der eigenen) wird klarer. 

Entwicklungspolitische Informations- und Beratungsarbeit (EpIB) sowie die Bildung nachhaltiger Entwicklung und Erziehung (BnEE) erfordert eine Analytik der verfügbaren Rahmen. Die Kenntnis über vorhandene (auch strukturelle, vor Ort vorhandenen) Möglichkeiten, die freie Zugänglichkeit zu Informationen und neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen sowie eine Vielzahl an Personen, für die Gradlinigkeit besondere Bedeutung hat und ein redliches Wesen, mit Rechtschaffenheit und Ehrlichkeit ihre Arbeit zu leisten vermögen. Sie sind Vorbilder in der Arbeit beim Sozial-Emotionalen-Lernen (SEL) sowie der Förderung von Sozialer-Intelligenz (SI).

Gerade bei Kindern und Jugendlichen, die akut von Trennung und Scheidung betroffen sind oder es waren, brauchen geeignete und notwendige Hilfen und Unterstützungsmöglichkeiten. 

Hierin sehe ich als Gründer der Berufspraxis ombudschaftliche Rechtskanzlei und Beratungsstelle elternbleiben.nrw (nro+ngo) mein Hauptwirkungsfeld. Alles weitere hier Beschriebene bezieht sich in erster Linie auf – Trennung und Scheidung oder Lebenssituationen, die sich daraus ergeben haben.

Verfügbare Rahmen

  1. “Der Rahmen des Lebens”, die Lebensweltorientierung und die Lebenssituation der Beteiligten. Lebensweltorientierung meint die Unterstützung von sozialen Zusammenhängen, vor allem in Familie, Verwandtschaft, Nachbarschaft, Gruppen oder Gemeinde (Kommune). Das Konzept der Lebensweltorientierung zielt darauf ab, den betroffenen Personen einen Gewinn auf subjektiver Ebene an Selbstbestimmung und Individualität zu geben. Dieser Gewinn impliziert allerdings gleichzeitig den Preis der Notwendigkeit zur eigenen Alltagsorganisation.

“Der Rahmen des Lebens”: In dem kurzen Videoclip wird auf einfache Art ein Re-Framing, also eine Änderung des gedanklichen Bezugssystems, des Perspektivenwechsels verdeutlicht. Gerade im Umgang mit Kindern und Jugendlichen die Lust an sozialer Interaktion zu behalten, hier die Herausforderung zum  “elternbleiben”.  Als Pädagogischer Fachberater für den Kess-erziehen Ansatz (AKF e.V.), cooldown-Trainer (Mona Oellers) und “Starke Eltern – Starke Kinder”- Kursleiter (DKSB e.V.) ist mir die Selbstbestimmung und das Treffen von eigenverantwortlichen Gewissensentscheidungen, eine Kultur des Hinschauens und eine respektvolle und wertschätzende Haltung von besonderer Wichtigkeit.

  1. Informiere dich selbst.

“Es wäre nicht dumm, sich selbst mal schlauzumachen”: frei nach einem Werbeslogan der FOM-Hochschule. Nach Lossau braucht es die Einsicht, dass keine Entscheidung die richtige ist und Endgültigkeit eine Illusion ist. Ich habe meinen Spruch oft genug in meinem Alltag angewandt: “Nichts ist so beständig wie die Veränderung …  Ich bin die Veränderung”. Ob Sie nun selbst die Notwendigkeit sehen, sich ein Ziel zu stecken oder sich einer Herausforderung stellen, bedeutend bleibt dabei,  bei der Förderung der vorhandenen Möglichkeiten (Ressourcen) und deren Nutzung bei der Lösung von sozialen Problemen zu beachten. Was kann ich? Wie trage ich zur derzeitigen Situation bei? Was ist mein Anteil daran?  

  1. Unter Anleitung stattfindende Übungen.

Der Alltag zu Hause ist die beste Anleitung und der perfekte Ort zum Üben. Familielleben bietet z. B. bei weiteren vorhandenen Kindern/Jugendlichen die Möglichkeit der sozialen Interaktionserprobung in Form und Leben der Geschwisterdynamiken. Vielleicht sind dort etablierte Machtasymmetrien oder es werden diese ausgenutzt oder sich dagegen erwehrt. Soziale Interaktion kann “erprobt” werden, im kleinen nach dem Konzept dem “Geschützten Raum”.  Offene Wirklichkeitsperspektiven und dialogische Partnerschaften schaffen einen solchen geschützten Raum und Rahmen. Über eine respektvolle und wertschätzende Haltung werden notwendige und geeignete Veränderungen erkannt, die im Einzelfall erforderlich sind. 

  1. Die Überzeugung des Vermittelnden ist entscheidend. 

“Es gibt keine Norm für das Menschsein." (Richard von Weizsäcker, 1993): In der Realität (in vivo) kann der Prozess einer “(Reiz-)Konfrontation” erforderlich werden. Kinder oder Jugendliche, die von den Eltern getrennt werden,  müssen sorgfältig und transparent beraten und aufgeklärt werden, wie ihre Rückführung in ihre Herkunftsfamilie ablaufen wird. Dies Besprochene und gut Vorbereitete gibt Stabilität und Struktur. Sie vermitteln Sicherheit und Vertrauten in die Sache, die ggf. heute noch als ausweglos angesehen wird. Der Dreisprung von “Erkennen. Benennen. Handeln.” ist bei der Arbeit mit den Professionen entstanden. Denn die Vielfalt an Möglichkeiten, die für einen Bereich der Betroffenen passend erscheint, kann für den Rest der Beteiligten zu wesentlichen Nachteilen oder Einschränkungen führen. Die Fragen nach: “Was kann ist tun?” und “Welches Ziel verfolge ich damit?” bieten hypothetische Betrachtungen, die zur eigentlichen Lösung der vorliegenden Situation führen können.    

  1. Abschlussdiskussion

“Der Umgang mit dem Kind/Jugendlichem, braucht einen geschützten Rahmen”: Es braucht einen Rahmen von wenigen fünf Regeln, welcher sicherstellt, dass Gedanken, Meinungen und Gefühle offen und ohne Angst vor Abwertung oder Bestrafung geäußert werden können. Diese fünf Regeln entfalten einen wertschätzenden Umgang miteinander.

Umsetzung, Ziele und Meilensteine

“Weniger Stress. Mehr Freude” (kess-erziehen): Im Alltag von Kindern, Jugendlichen und deren sozial-familiären Bezugspersonen, wie Eltern, in Familie, der Verwandtschaft, der Nachbarschaft, Gruppen oder Gemeinde wie Schule und OGS, die 5-Maximen/Leitlinien eine besondere Stelle haben. Hierbei sollen die folgenden Punkte Beachtung finden. Diese sollen keines, falls auswendig gelernt werden. Deren Inhalte und Ziele jedoch bekannt sein. Sich mit diesen Punkten auseinander zusetzen, kann schon eine Veränderung mit sich bringen.

  1. 4K des 21. Jahrhunderts:
    • Gewaltfreie Kommunikation
    • komparative Kollaboration
    • Kreativität in der Anwendung von Modellen und Theorien zur Herbeiführung von Veränderungsprozessen
    • Kritisches Denken angepasst an die Moderne der heutigen Zeit und dem vorherrschendem Kontext, in dem sich die Gesellschaft gerade befindet
  2. autoritativer und permisiver Erziehungsstil: “Freiheit in Grenzen” vermittelnd werden klare Regeln und gleichzeitig viel Fürsorge, Liebe, Wärme, Wertschätzung und Unterstützung gegeben.
  3. Kultur des Hinschauens: “Erkennen. Benennen. Handeln.”
  4. Diversität: Lebensformen akzeptieren und wertschätzen: Alle Möglichkeiten wertschätzen und zulassen
  5. Beziehungs- und Erziehungskompetenz: Identität und Zusammenleben fördern

Die 5-Maximen und Leitlinien von elternbleiben.nrw

Ich bin ehrlich: Bedeutet, dass ich integer bin. Es besagt, dass ich aufrichtig bin. Hier zwei Beispiele welche Sätze darunter im Vorbild sein können von Bedeutung sind:

  1. Ich lasse nichts weg.

  2. Ich füge nichts hinzu.

Ich bin achtsam: Mit mir und anderen sowie den Materialien die ich erhalte. In der Schule leihe ich mir einen Radiergummi aus. Ich achte darauf, dass ich diesen nicht zu sehr in Anspruch nehme. Ich spreche für mich und bleibe bei meiner Wahrnehmung. Ich achte auf meine Gesundheit und einen Ausgleich der “Work-Life-Balance”.

  1. Ich bin und bleibe bei mir.

  2. Ich achte meinen Körper und meine Bedürfnisse.

Ich bin freundlich: Höflich und freundlich kann ich meinen Standpunkt vertreten und darum Bitten, dass dieser akzeptiert wird, sollte dieser von der vorherrschenden Meinung abweichen.

  1. Ich sage: “Bitte” und “Danke”.

  2. Mein Tom beim Sprechen ist zugewandt, freundlich und friedlich. Gewaltfreie Kommunikation: Mein Ziel und Wunsch.

Ich verhalte mich friedlich: Ich pflege eine gewaltfreie Erziehung und beachte die Wohlverhaltenspflichten. Ich verhalte mich situations-, lösungs- und zielorientiert. 

  1. Ich bin für gewaltfreie Lösungen und Sprachgebrauch.

  2. Ich verhalte mich friedfertig und bin versöhnlich eingestellt .

Ich konzentriere mich auf mich: Anerkennen, dass man eine Person ist und Rechte und Pflichten hat, sollte nicht vergessen werden.

  1. Ich nehme den Anderen so an, wie er ist. 

  2. Ich fühle mich für mein Handeln verantwortlich.

Fazit

Der pädagogische oder gerichtliche Maßnahmenkatalog ist festgelegt, der klar angibt, wie mit wiederholten Regelüberschreitungen umgegangen wird. Der BGB kennt, wie der SGB VIII die notwendigen und relevanten Stellen. Diese werden von dem StGB, der ZPO und dem GG flankiert. Die UN-Kinderrechte sind in der Vielzahl der Köpfe leider noch fehlend, gleichwohl diese in der Arbeit der Ombudschaft von besonderer Bedeutung sind.